Von der Truppenunterkunft und Kasernen-Anlage zum Konversionsprojekt
(Text: Ludwig Strauß)

Die sechziger Jahre definierten den zweiten Abschnitt eines modernen Aufbaus von angemessener Logistik für die Luftstreitkräfte der Bundeswehr. In dieser Zeit ging man noch auf nukleare Vergeltungsschläge ein, und suchte nach geschützten Anlagen. Diese fand man auch in den alten Gipsstollen unter der Burg Hornberg und baute sie zur modernsten Untertageanlage (UTA) für die Luftwaffe aus.

1968: Spatenstich in Neckarelz

Ebenso zwangen neue Konzepte der Materialerhaltung und Lagerung von Wehrmaterial für neue Strukturen in der Instandsetzung und Lagerung. Neben dem Ausbau der UTA wurde der Neubau einer Truppenunterkunft (TUK) mit Kasernenanlage notwendig. Nach langer Suche für ein geeignetes Areal in der Nähe der UTA, kam man damals mit der selbstständigen Gemeinde Neckarelz auf ein Gelände in der Nähe des Hardhofes überein.

Am 5. Mai 1968 fand unter zahlreichen Gästen durch den damaligen Bürgermeister von Neckarelz, Wilhelm Weißbrod, der Erste Spatenstich zum Bau der Truppenunterkunft statt.


30 Millionen Mark Investitionen

Auf dem ca. 27 Hektar großen Gelände wurde für ca. 30 Millionen Mark neun Unterkunftsgebäude, ein Sanitäts- und Lehrsaalgebäude, der technische Bereich für den Fahrzeugpark, sowie ein Wirtschaftsgebäude, mit Küche, Speiseräumen, Kantine und einer Kegelbahn gebaut. Ein Sportplatz mit Aschenbahn, eine Sporthalle, große Parkplätze für Dienstfahrzeuge und Privat-PKW wurde ebenfalls angelegt. Dazu wurde ein Heizwerk und Hubschrauberlandeplatz, und Nebengebäuden wie Tankstelle, Hauptwache und weiteren militärischen Einrichtungen notwendig.


Im Rahmen eines feierlichen Appels übergab die Wehrbereichsverwaltung V Stuttgart, am 1. Februar 1972, die neue Kaserne an das LVR 4. Mit der Bauleitung vor Ort war das Staatliche Hochbauamt Mosbach verantwortlich. Oberst Werner Panse, Kommandeur des Luftwaffen-Versorgungs-Regiment 4 (LVR 4) erhielt den Schlüssel für das Haupttor zur Kaserne. Viele Ehrengäste aus der Region, und das Luftwaffenmusikkorps aus Karlsruhe umrahmte diesen historischen Moment.


Größter Arbeitgeber im Neckar-Odenwald-Kreis

Ab diesen Zeitpunkt wehte die Bundesdienstflagge in der neuen Kaserne. Etwa 800 Soldaten aus Trier an der Mosel, Mannheim und Erding bezogen ihre neue Unterkunft. Das Regiment nahm am neuen Standort seinen Auftrag war, und richtete Büros, Werkstätten und Unterkünfte ein. Für die Arbeitsplätze in der Untertageanlage wurden die Soldaten und zivilen Mitarbeiter mit einem Pendelbus von der Truppenunterkunft (TUK) zur UTA gefahren.

Die unterstellten Einheiten erfüllten im logistischen System der Luftwaffe wichtige zentrale Versorgungsaufgaben. Das LVR 4 hatte den Auftrag, die materielle Versorgung aller Luftwaffenverbände sowie fliegenden Verbände des Heeres und der Marine mit luftwaffeneigentümlichen Material sicherzustellen. Dabei handelt es sich vorwiegend um einsatzwichtiges Material für alle fliegenden Waffensysteme. Dieser Auftrag umfasst die drei klassischen Teilgebiete der Versorgungsführung, nämlich Nachschub, Instandsetzung und Transport.

Zur Erfüllung dieser umfangreichen Aufgaben, wuchs das LVR 4 auf ca. 2000 zivile und militärische Dienstposten auf. Somit wurde das Regiment seinerzeit zum größten Arbeitgeber im Neckar-Odenwald-Kreis (NOK). Dazu zählten auch unterstellte Einheiten in Germersheim und Rheinböllen.


Einbindung in und mit der Region

Ebenso nahmen Angehörige des LVR 4 Kontakt zu den alliierten Streitkräften in Siegelsbach, zur Bevölkerung und Vereinen in Mosbach, zum Kinderdorf Klinge, und half bei Hilfseinsätzen im NOK. Große Kasernenfeste, Tag der offen Tür, öffentliche Stammtische und vieles andere mehr lockten jedes Jahr abertausend Besucher aus der Umgebung zu den Angehörigen des Regimentes und erfuhren Einblick in die Arbeit und Aufgaben der Bundeswehr.

Runde Jahresjubiläen, Wechsel der Kommandeure, oder Veränderung unterstellter Einheiten des Regimentes wurden oftmals mit feierlichen Appellen in der Kaserne oder am Marktplatz in Mosbach mit der Bevölkerung gefeiert. Hochrangige Gäste aus dem In- und Ausland, von Militär und Politik besuchten oftmals das Regiment und ließen sich von dessen Auftrag, Einrichtung und Leistung vor Ort informieren.


40 Jahre Neckartalkaserne

Am 27. Mai 1997 feierte das Regiment sein 40jähriges Jubiläum, davon 25 Jahre am Standort Mosbach-Neckarzimmern. In einem Festakt in der Alten Mälzerei zu Mosbach, wurde dem LwVersRgt 4 das Fahnenband des Ministerpräsidenten Erwin Teufel verliehen. Dies ist die höchste Auszeichnung eines Bundeslandes für eine militärische Einheit. Auf dem Marktplatz zu Mosbach fand unter großem Anteil der Bevölkerung hierzu der „Große Zapfenstreich“ statt.

In einem dritten Akt zum Jubiläumsjahr wurde auf der Burg Hornberg eine Serenade abgehalten. Damit verbunden wurde der Festakt zur Namensgebung der Neckartal-Kaserne. Zahlreiche Ehrengäste begleiteten die Enthüllung der Namenstafel, welche ab sofort am Eingang zur Hauptwache an der Kaserne angebracht wurde. Nach 25 Jahren durfte man sich von der einfachen Bezeichnung „Kaserne“ oder „Truppenunterkunft“ an die neue Bezeichnung „Neckartal Kaserne“ gewöhnen.

Die allgemeine Anerkennung und geprägte harmonische Einbindung des Luftwaffenversorgungsregiment 4 und der Garnison in den Neckar-Odenwald-Kreis prägte all die Jahre.


2011: Abschied von der Bundeswehr

Im Rahmen eines großen Transformationsprozesses und Reduzierung der Bundeswehr wurde auch das Luftwaffenversorgungsregiment 4 zum 31. Dezember 2003 aufgelöst. Hierzu wurde durch das Wachbataillon aus Berlin zum Auflösungsappell auf dem Sportplatz in der NTK der „Große Zapfenstreich“ abgehalten. Zahlreiche Gäste wohnten dieser feierlichen Zeremonie bei. Teile von unterstellten Einheiten aus dem LVR 4 wurden in eine andere Struktur eingebunden. Ebenso wurden zeitweise Einheiten der Unteroffizierschule der Luftwaffe von 2002 bis 2008 in der Kaserne untergebracht. Vorübergehend wurden 1989 beim LVR 4 auch 2.840 Aussiedler aus der UdSSR über mehrere Wochen aufgenommen und betreut.

Die Kasernenanlage erfuhr in ihrer militärischen Geschichte oftmals eine vielfältige Nutzung. Im Frühjahr 2011 wurde das Kasernenareal von der Bundeswehr aufgegeben, und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) übergeben.


Konversion und Neuanfang: INAST und TCRH Training Center Retten und Helfen

Im Anschluss fand durch die Stadt Mosbach und der Gemeinde Neckarzimmern eine umfangreiche Bürgerbeteiligung über die weitere Konversion der Neckartal Kaserne statt. Nach zwei Jahren einer Entscheidungsfindung über die weitere Verwendung des Kasernenareals, kam es im Gemeinderat der Stadt Mosbach im Frühjahr 2014 zu einer Entscheidung über die Änderung der Flächennutzung und Bebauung. Im Herbst 2014 ergab sich als einziger Bieter für das Gesamtgelände der Neckartal Kaserne die Firma INAST. Neben der gewerblichen Nutzung wurde einer Mischnutzung entsprochen.

Teile der ehemaligen Kaserne, vor allem im Unterkunftsbereich wurden dem Training Center Retten und Helfen (TCRH), in Untervermietung überlassen. Das TCRH stellt unter anderem Infrastrukturen für das Zentrale Trainings Zentrum (ZTZ) der Hochschule der Polizei Baden-Württemberg bereit.